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Die familiäre Aufnahme, Erfahrung der Barmherzigkeit, die mit unserem Leben verflochten ist

mazzi

Während dieses Jubiläumsjahres haben wir mit einer Einfachheit, mit Demut, abwartend oder flehend viele heilige Pforten durchschritten. Der Weg unseres Lebens ist damit in eine umfassende Umarmung eingetreten, die wir nur erahnen können. Aus jenen Pforten sind wir mit einer neuen Hoffnung den Schritten entgegengegangen, die auf uns gewartet haben: zu Hause, in der Arbeit, in der Schule, mit den Kindern. Nichts war wie zuvor.

Die Barmherzigkeit: eine unendliche Positivität am Ursprung unserer Person und jedes Menschen, woraus eine Zärtlichkeit, ein dankbares Erstaunen und eine Akzeptanz von dem selben Ich entstanden sind. „Ich passe so, wie ich gemacht bin; Ich gefalle Ihm, er hat mich so geschaffen und gedacht“. Und der Andere ist auch unendlich geliebt und wurde mir zur Seite gestellt, damit die Schönheit von jedem zur Geltung kommt. Mich ihm zu öffnen ist der Weg, mich selbst zu kennen. […]

Der Papst hat uns daran erinnert, dass „unser Sinn der Ort des Treffens mit der Barmherzigkeit ist“. Daher ist es erforderlich, unsere Grenzen anzusehen und sie zu leben, genauso wie unsere Sünde, unsere Unzulänglichkeit, das, was uns bedrückt, uns Sorge macht und leiden lässt: dies alles sind Umstände, die uns die Erfahrung der Barmherzigkeit ermöglichen. „In jeder Sache gibt es einen Riss und dadurch kommt das Licht hindurch“.

Eine Pflegemutter, nach neun Jahren Pflege, schreibt uns, bevor ihr Pflegesohn zu seiner leiblichen Mutter zurückgeht: << Jahrelang war ich überzeugt, ihn vor ihr verteidigen zu müssen, jetzt bin ich verändert und ich glaube daran, dass dies seine Entscheindung ist, seine Freiheit und dass meine Aufgabe diejenige ist, ihm zu helfen, zu ihr zurückzukehren. >> Und ein anderer Vater, der sein Pflegekind wieder aufgenommen hat – nach Jahren der Entfernung und Ausschweifung – hat uns gesagt: << Für mich ist es nicht einfach gewesen, die Wahrheit zu akzeptieren, dass eine Person aufgrund der Tatsache, auf der Welt zu sein, einen Wert hat, und nicht für die Fehler, die sie begeht. Aber mit Hilfe dieser Gemeinschaft habe ich es geschafft. Es stimmt, dass eine Pflegeschaft für immer ist.>>

Eine Adoptivmutter: << Als mein Ehemann und ich das Adoptionsverfahren begonnen haben, fühlten wir uns irgendwie verloren in Anbetracht jenes Meeres, das die Adoption darstellte, in dem wir keinen Boden finden konnten, auf den wir unsere Füße stellen konnten. Und gerade in jenem Moment ist Familien für ein Zuhause auf unseren Weg in unser Leben eingetreten. Diese Gemeinschaft hat uns nicht aus dem Meer gezogen, sondern uns geholfen, darin zu schwimmen.>>

[…]

Die Erfahrung der Selbstlosigkeit und der Aufnahme, in die wir eingetaucht sind, die wir bezeugen dürfen, bringt in sich eine Schönheit und eine Dramatik, die noch durchdringender die Sehnsucht nach Barmherzigkeit macht. „Die Barmherzigkeit ist die Versöhnung als Geheimnis. Gott – gegenüber jeder Schwäche des Menschen – liebt ihn „ (Pater Luigi Giussani).

Die familiäre Aufnahme ist ein wahrer und demütiger Widerschein eines göttlichen Ereignisses.

Marco Mazzi (Lettera Periodica – November 2016, Aufmacher)